Berichte und Kommentare
„Hier, mehr oder minder geliebte Zeitgenossen, seht Ihr die Früchte Eurer Saat!“
Im Sommer 1924 wurde der Hannoveraner Fritz Haarmann des vielfachen Mordes überführt. Er hatte mittellose junge Männer zu sich nach Hause gelockt und ihnen beim Sex die Halsschlagader durchgebissen. Anschließend hat er nicht nur ihre Kleider und Habseligkeiten verkauft, sondern möglicherweise auch ihr Fleisch verhökert oder selber verspeist.
Das Gerichtsverfahren gegen Haarmann und den mutmaßlichen Mittäter Hans Grans wurde Anfang Dezember eröffnet und innerhalb von zwei Wochen zu Ende gebracht. Einer der Prozessbeobachter war der Philosoph Theodor Lessing. In seinen Berichten und Analysen zum Haarmann-Prozess scheute er sich nicht, unangenehme Fragen zu stellen – nach der Rolle der Polizei, der Justiz und nicht zuletzt der Gesellschaft – und wurde zu einem der wichtigsten Chronisten der Ereignisse.
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Theodor Lessing (1872–1933) war Privatdozent an der Technischen Hochschule Hannover und Autor zahlreicher Bücher, Essays und Artikel. Seine meinungsstarken und konfliktfreudigen Texte machten ihn zu einem führenden und vor allem unbequemen Vor- und Querdenker seiner Zeit. So auch in seiner Berichterstattung und Analyse zum Haarmann-Prozess, in der er sich nicht scheute, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen und die unangenehmen Fragen nicht nur zu stellen, sondern auch ohne falsche Rücksichten zu beantworten.
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Herausgegeben von Dirk Friedrich.
165 Seiten
ISBN 978–3‑95421–152‑4 (Buch) 14,95€
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